Friedensgebet in weltweiter Gemeinschaft – Jugendkantorei beim Chorfestival von Pueri Cantores
„Hallelujah, hallelujah!“ 2600 junge Sängerinnen und Sänger füllen den Dom von Florenz lautstark mit ihrem Stimmenklang – wer weiß, ob Georg Friedrich Händels bekanntestes Werk aus dem Oratorium „Messias“ seit der Uraufführung vor 280 Jahren jemals von einem so großen Chor gesungen wurde. Mit dem „Hallelujah“ geht am Sonntagmittag das 43. Chorfestival der Pueri Cantores zu Ende. Die internationale Vereinigung katholischer Kinder- und Jugendchöre hat das fünftägige Treffen in Florenz ausgerichtet. Zu den zahlreichen Chorgruppen aus Deutschland gehört die Jugendkantorei am Eichstätter Dom, die mit 21 Sängerinnen und Sängern und sechs Begleitpersonen nach Italien gefahren ist und bei der Abschlussmesse mit dem Kardinal von Florenz, Giuseppe Betori, mitten in der Kathedrale ihre Plätze eingenommen hat – umgeben von Chören aus Düsseldorf und dem Odenwaldkreis.
Vor der Altarinsel, unter der mächtigen Kuppel, hat sich Michele Manganelli auf ein Podest gestellt. Von diesem aus dirigiert der Domkapellmeister von Florenz mit weit ausholenden Gesten das Orchester, den Organisten und die vielen Sängerinnen und Sänger – wobei das nur die halbe Wahrheit ist: Weil die Chöre im riesigen Kirchenschiff verteilt sind und nicht alle bis zu Maestro Manganelli sehen können, gibt es ein gutes Dutzend Co-Dirigenten, die den Taktschlag aufnehmen und weitergeben. „Das Händel-Hallelujah hat alle tollen Erlebnisse der ganzen Chorfahrt getopt“, sagt später Maria Schulte Strathaus. „Das hat sich besonders angefühlt, mit so vielen anderen Chören so laut zu singen, da hat man richtig die weltweite Gemeinschaft gespürt.“ Für Maria ist es sowieso ein besonderer Tag: Ausgerechnet am Tag mit der Abschlussmesse wird sie 13 Jahre alt, weshalb einige Chöre vor dem Gottesdienst in der Domkirche „Viel Glück und viel Segen“ im Kanon für sie gesungen haben.
Zur Chorfahrt ist die Jugendkantorei bereits am Dienstagmorgen gestartet. In Brixen in Südtirol legt die Gruppe einen Zwischenstopp ein, um abends in der Pfarrkirche Sankt Michael einen Gottesdienst zu gestalten und ein Konzert zu geben – ein erster Höhepunkt für die Kinder und Jugendlichen zwischen zehn und achtzehn Jahren. Am nächsten Vormittag wird dann die Toskana angesteuert. Direkt bei der Ankunft in Florenz macht der Bus zunächst an einem Aussichtspunkt über der Stadt Halt: ein erstes Gruppenfoto. Nach dem Bezug des Hotels geht es zu Fuß in die Altstadt zu Eröffnungsfeier. Auf der Piazza della Signoria, vor dem mächtigen Palazzo Vecchio, werden die Chorgruppen aus aller Welt nacheinander namentlich begrüßt, begleitet von lauten Jubelrufen. Am nächsten Morgen findet am gleichen Platz ein Friedensgebet statt, bei dem die jungen Chorsängerinnen und Chorsänger an die gewaltsamen Auseinandersetzungen nicht nur in der Ukraine erinnert werden und auch den Klimawandel und Umweltzerstörung thematisieren.
Abends finden in den Kirchen von Florenz Chorkonzerte statt, bei denen jeweils zwei oder drei Chöre gemeinsam ein Programm gestalten. Am Donnerstag darf die Eichstätter Jugendkantorei als Zuhörerin in der Kirche Santa Maria Maggiore Platz nehmen, am Freitag ist sie dann selbst mit ihrem Auftritt an der Reihe. Der Jugendchor St. Remigius aus Düsseldorf tritt gemeinsam mit den Eichstättern auf. Zunächst präsentiert jeder Chor für sich alleine sein Repertoire, dann stehen beide Ensembles gemeinsam vor dem Publikum. Wie sich während des anderthalbstündigen Konzerts zeigt, passen beide Chöre stimmlich und vom Repertoire her sehr gut zusammen. „Unser eigenes Konzert war für mich das schönste Erlebnis“, sagt die 15-jährige Hedwig Euler und ergänzt: „Ich finde wir waren richtig gut, der Klang war sehr schön“. Auch sei es ein aufregendes Erlebnis gewesen, vor Menschen aus verschiedenen Ländern zu singen.
Auch eine ausgiebige Stadtbesichtigung bleibt während des fünftägigen Festivals Zeit, was der 15-jährigen Annegret Porsch besonders gefallen hat: „Die prächtigen Bauwerke mit ihrer langen Geschichte – das hat mich sehr beeindruckt.“ Auch ein Besuch im Freibad findet im Programm einen Platz, angesichts von Temperaturen von über 35 Grad eine willkommene Abkühlung.
Die Teilnahme der Eichstätter Jugendkantorei bei den Pueri Cantores-Treffen hat bereits Tradition. In früheren Jahren nahm der Nachwuchschor der Dommusik an Festivals in Stockholm, Paris, Rom und Barcelona teil. Für Manfred Faig ist es die erste internationale Chorfahrt als Eichstätter Domkapellmeister – aufgrund der Pandemie war das Treffen um zwei Jahre verschoben worden. Neben Faig begleiten unter anderem Domorganist Martin Bernreuther und Domkantorin Deborah Hödtke die Gruppe. Die Begegnung mit anderen Chören mache das Festival für die teilnehmenden Gruppen zu einem Erlebnis, das lange nachwirkt, findet Faig. „Wir konnten bei unserem Begegnungskonzert mit dem Düsseldorfer Chor spüren, dass die Summe mehr ist als ihre Einzelteile. Und es brauchte nicht viele Worte, um in nur wenigen Minuten vor dem Konzert abzustimmen, in welcher Reihenfolge die beiden Chöre die Stücke darbieten und welche Stücke wir gemeinsam singen.“ Auch in Zukunft will Manfred Faig mit den Nachwuchschören Chorfahrten durchführen und an Festivals teilnehmen – schließlich stärkten solche Unternehmungen die Gemeinschaft und schafften Anreize für künftige Sängerinnen und Sänger, bei der Dommusik mitzumachen.