Aktuelles

Chorbesuch aus Kenia

Kirchenmusik aus Kenia - wie klingt das? Vom 14.-23. Oktober durften ChorsängerInnen und SchülerInnen aus dem Bistum Eichstätt erleben, wie in Kenia geprobt, gesungen und musiziert wird.

Ein Resumée von Domkantorin Deborah Hödtke

Acht Sängerinnen und Sänger aus einem der professionellsten Kirchenchöre Nairobis waren im Bistum zu Gast und haben in Workshops, Proben und Konzerten ihre Musik und auch ihre Begeisterung an zahlreiche Chorgruppen weitergegeben.

Der Chor kam mit einem unerschöpflichen Repertoire an Liedern nach Deutschland - was umso beeindruckender war, da die Weitergabe und das Lernen neuer Stücke im St. Benedicts Choir hauptsächlich über das auditive Gedächtnis, also durch Vor- und Nachsingen funktioniert. Nur wenige SängerInnen können richtig Noten lesen, und auch diese haben sich das größtenteils autodidaktisch beigebracht. Was für ein Luxus, dass uns in Europa so ein gutes und oft kostenloses Angebot musikalischer Bildung zur Verfügung steht! In Gesprächen mit den Schulklassen versuchten die Sänger und Sängerinnen zu vermitteln, dass diese Möglichkeit nicht selbstverständlich ist.

Im Fokus der Workshops stand aber natürlich das gemeinsame Singen und Musizieren. Schnell wurde hier deutlich: Auch wenn in Deutschland unser musiktheoretisches Ausbildungssystem vielleicht besser ist, können wir einiges von den kenianischen SängerInnen lernen! Deutlich spürbar war die Motivation der Sänger: Die Freude am gemeinsamen Singen ließ auch beim fünfzigsten Mal "Jambo bwana" nicht nach. Ausgelassen und stimmgewaltig wurde immer wieder mit Leidenschaft gesungen. "When we sing in Kenya, we sing with a smile" - wurde der Chorleiter John Akwa nicht müde zu erklären. Und wenn die Töne saßen, kam die Anweisung: "Now, let´s add the dance"... Auch wenn die deutschen SängerInnen immer wieder feststellen mussten, dass den Afrikanern der Tanz wohl einfach im Blut liegt, ließen sich alle Gruppen von der Bewegungsfreude anstecken. Höhepunkt war das Schulkonzert in der Aula von Gabrieli Gymnasium, wo es auch das Publikum nicht mehr auf den Plätzen hielt.

Die Schulchöre des Gabrieli Gymnasiums und die Jugendkantorei am Eichstätter Dom, die beim Begegnungskonzert am Freitag zusammen mit dem kenianischen Chor auftraten, waren nicht die einzigen Gruppen, mit denen der St. Benedicts Choir während seines Aufenthalts in Eichstätt übte. Das voll gepackte Programm des Chores umfasste Workshops mit den Schulchören des Ostendorfer Gymnasiums in Neumarkt, der Maria-Ward-Realschule Rebdorf und des Willibald-Gymnasiums Eichstätt. Einen Abend wurde in der Universität Eichstätt mit dem Unichor und dem weltlichen Eichstätter Chor "Chorisma" geprobt. Den Gottesdienst zum Weltmissionssonntag 2022, der den Anlass zur Einladung des Chores bot, gestaltete der kenianische Chor zusammen mit einem Projektchor aus dem Bistum. Im Angebot waren außerdem ein Kinderchorworkshop in Postbauer-Heng sowie ein bayernweit ausgeschriebener Workshop im Amt für Kirchenmusik Eichstätt.

Ganz unkompliziert wurden bei den Proben die Stimmen gleichzeitig einstudiert und jeweils von den Stimmführern angeleitet, sodass sofort der ganze Raum von mehrstimmigem Gesang erfüllt war. Zum Einsatz kamen dabei natürlich auch typisch afrikanische Instrumente wie Djemben und andere Trommeln. Besonders beeindruckte Albert Albiero mit seiner Handhabung der Kayamba, einem rasselähnlichen Musikinstrument aus Bambus und Bohnen. 

Die durchgehend geistliche Musik, die in Konzerten sowie Gottesdiensten gesungen wurde, zeugt von einer ganz selbstverständlichen Verwurzelung im christlichen Glauben. "Wenn unsere Musik so fröhlich klingen würde wie die afrikanische, wären unsere Gottesdienste auch besser besucht..." - oft habe ich diesen Satz in den letzten Tagen gehört und er hat mich nachdenklich gemacht. Ich habe den rhythmischen Schwung der kenianischen Kirchenlieder lieben gelernt, ganz klar. Die eingängigen Melodien gehen schnell ins Ohr; vielen Liedern merkt man sofort an, dass sie zum schnellen Mitsingen komponiert wurden. Aber ich habe die SängerInnen aus Kenia in zahlreichen Gesprächen von ähnlichen Schwierigkeiten erzählen hören wie hierzulande. Auch dort funktioniert die Weitergabe der Chorkultur an nächste Generationen nicht von selbst, sondern ist mit Aufwand verbunden. Popmusik aus Radio und Internet, die mit dem Beat vom Keyboard abgespielt wird und mit Singen nicht mehr viel zu tun hat, verdrängt vielerorts das traditionelle Trommeln und Singen.

Unsere geistliche Musik, egal ob auf dem afrikanischen oder europäischen Kontinent, ist ein Kulturschatz, den wir bewahren und pflegen sollten. In der europäischen Kirchenmusik finden sich meiner Meinung nach alle Emotionen des menschlichen Lebens wieder: Ist ein mit Leidenschaft zu rauschenden Orgelklängen gesungenes "Erde, singe!" nicht erhebend? Und können nicht auch gerade die meditativen Farben von Kirchenmusik wohltuend sein? Kommt es nicht letzten Endes hauptsächlich darauf an, die eigene Motivation vor Augen zu haben und sich mit Leidenschaft für das einzusetzen, was zum Lobe Gottes und Wohle der Menschen klingt?!