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Besuch beim St. Benedicts Choir Nairobi

3. Juli 2022
Reisebericht von Deborah Hödtke, Assistentin des Domkapellmeisters


Eine spannende Erfahrung liegt hinter mir: Vom 20.-26. Juni durfte ich mit einer Delegation aus Mitarbeitenden des Bistums Eichstätt und von Missio München nach Kenia reisen, um dort die Kampagne zum Weltmissionssonntag 2022 vorzubereiten. Im Oktober werden dann neben den Gästen aus kirchlich geförderten Sozialprojekten auch Sänger und Sängerinnen des St. Benedict Choirs zu uns ins Bistum kommen. In der Woche in Afrika hatte ich mehrmals die Möglichkeit, an Proben des Chores teilzunehmen und durfte dann auch beim feierlichen Sonntagsgottesdienst im Chor mitsingen und sogar dirigieren.

Dabei war nicht nur die fremde Sprache eine Herausforderung: Der Chor singt hauptsächlich traditionelle Musik auf Suaheli bzw. Kikuyu, einer weiteren Bantusprache, die im Westen von Nairobi verbreitet ist. Ein Ziel der - komplett ehrenamtlichen - Arbeit der Musiker besteht auch darin, traditionelles Liedgut zu sammeln bzw. zu pflegen. Der musikalische Schwierigkeitsgrad der Musik ist dabei sehr verschieden. Die zum Großteil homophonen, vierstimmigen Chorsätze gingen melodisch meistens schnell ins Ohr. Rhythmisch war es zum Teil für mich als Europäerin schwieriger: Bei Taktarten wie 5/8tel, 12/16tel kam ich durchaus an meine Grenzen! 

Sowohl bei den Proben als auch beim Gottesdienst (der im Übrigen 2,5 Stunden dauerte!) kamen zur Begleitung des Chores natürlich Trommeln zum Einsatz, von denen der Chor einen größeren Fundus in verschiedenen Größen und Materialien besitzt. Ganz selbstverständlich gehörte auch Bewegung und Tanz dazu: Zum Beispiel gab es eine Kindergruppe aus ca. 30 Kindern, die bei allen "lebhafteren" Gesängen im Gottesdienst rings um den Altar tanzten! Auch bei den Chorproben war jedes Mal der Tanz dabei: Die Probe endete immer mit den traditionellen Tänzen im Pfarrhof, wobei einige aus dem Chor die Rollen der Sängerinnen/Trommler übernahmen und ein fester Stamm an Tänzern und Tänzerinnen die Choreographien ausführte. Beim Chorfest am Sonntag im Anschluss an den Gottesdienst durfte unsere Reisegruppe dann die Aufführung in bunten traditionellen Kostümen anschauen - ein Genuss! 

Als einer der leistungsfähigeren Kirchenchöre Nairobis ist der St. Benedicts Choir sehr gut organisiert. Auch die Ausstattung mit Chorkleidung und Instrumenten ist gut: Beim Gottesdienst wurden unter anderem einige Instrumente gesegnet, die Missio München in den letzten Jahren gespendet hatte. Trotzdem sind die Bedingungen für die Probenarbeit natürlich nicht mit europäischem Standard zu vergleichen. In dem kleinen Probenraum hat gerade einmal die Hälfte des Chores Platz. "Wenn wir zu viele sind, finden die Proben in der Kirche oder auf den Hof statt," erzählten mir die Chorsänger. Ähnlich wie der Straßenverkehr oder das Marktgetümmel sind auch die Proben deutlich chaotischer und lebendiger als ich das aus Deutschland gewohnt war: Es kam durchaus öfter vor, dass jede Stimmgruppe für sich - in voller Lautstärke - gleichzeitig eine andere Stelle aus dem Stück übte! Was man als durchaus effiziente Arbeitsweise ansehen könnte...

Erstaunlich fand ich die Leistungen der Musiker vor allem auch deswegen, weil laut dem, was mir die Menschen vor Ort erzählt haben, Musikunterricht nur wenigen privilegierten Schichten zur Verfügung steht. Eine der Schwestern, die uns in Nairobi in ihrem Gästehaus beherbergten, meinte zu mir: "Die meisten unserer Chorsänger können keine Noten lesen und werden von Chorleitern angeleitet, die selbst nie eine richtige musikalische Ausbildung hatten - und trotzdem klingt es toll. Ich weiß auch nicht, wie sie es machen, es muss ein Wunder sein..."

Erwähnenswert ist noch, mit welcher Herzlichkeit und unglaublicher Gastfreundschaft wir überall aufgenommen wurden. Vom Empfang mit Blasmusik und Prozession (siehe Foto) bis hin zu Geschenken wurde unsere deutsche Gruppe überall zuvorkommend behandelt. Auch der Chorleiter John Akwa, der von kenianischer Seite für den Besuch im Oktober verantwortlich sein wird, bot zusammen mit seiner Frau Nelly einiges auf, als sie unsere ganze Gruppe zu sich nach Hause zum Abendessen einluden. Süßkartoffeln, Ugali, Reis, Fleisch, Fisch, Spinat und Kohl; nicht zu vergessen die frischen Früchte, Ananas, Papaya und Mango, die dort einfach viel besser schmecken... Meine Liebe zu Afrika geht jetzt auf jeden Fall auch durch den Magen!

Schwungvoll, immer in Bewegung, aus vollem Herzen und mit kräftigen Stimmen... Was ich musikalisch mitnehmen werde aus dieser Woche ist in jedem Fall eine große Portion Freude an der Musik. "Ein Vogel singt nicht, weil er eine Antwort hat - er singt, weil er ein Lied hat." Dieses Zitat der afroamerikanischen Schriftstellerin Maya Angelou passt für mich zu dem "spirit", den ich in Kenia erfahren durfte.

Ich hoffe sehr, dass etwas von diesem "spirit" auch erfahrbar wird, wenn im Oktober die kenianischen Sängerinnen und Sänger bei uns zu Gast sind. Besonders freuen würde es mich, wenn wir ein wenig von der Gastfreundschaft, mit der wir dort aufgenommen wurden, zurückgeben können! Program coming soon - Beteiligung ausdrücklich erwünscht!